In diesem Häuschen wohne ich bei Maria und Antonio
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Ein Blick auf die Straße vor dem Haus, die Avenida Lircay. Inzwischen ist auch die Übergangszeit zwischen Winterregen und Frühlingssonne weitgehend vorbei. Schon jetzt scheint die Sonne ab und zu so warm wie im deutschen Sommer. |
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Das Zentrum Talcas ist recht unspektakulär. Im Großen und Ganzen gibt es eine Einkaufsmeile mit diesem Platz in der Mitte. Touristische Sehenswürdigkeiten sucht man vergeblich. Das einzige Museum, dass es in Talca gab, - benannt nach dem Lokalheld O`Higgins-, ist seit dem Erdbeben geschlossen.
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Und die Folgen des Erdbebens sieht man auch sonst an jeder Ecke. Bis jetzt wurde ich von schwereren Erschütterungen verschont. Das kleine Templor, das ich mitbekommen habe, war zwar sehr merkwürdig, aber nicht beängstigend. Es war, als wäre man für ein paar Sekunden auf einem schaukelnden Schiff. Toitoitoi, dass es im kommenden halben Jahr so ruhig bleibt.
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Auf einem Spaziergang durch die Stadt... |
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gibt es anstelle von touristischen Sehenswürdigkeiten oder kulturellen Highlights eher nette Details zu entdecken. |
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Unter
anderem Zeugnisse der deutschen Einflüsse auf die chilenische Kur.
Neben "deutschem" Bier gibt es auch "Kuchen" statt dem spanischen
"pastel" zu kaufen, Chilenen lieben Bratwürste und in meinen Kusen an
der Uni sitzt nicht selten eine Kommilitonin mit deutschklingendem Namen
wie Stephanie Hirsch (allerdings chilenisch ausgesprochen).
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Das
Yogahaus, zu dem ich sporadisch gehe, ist in etwa so esoterisch wie es
aussieht. Im Glasschrank stehen zum Beispiel ausschließlich alte,
schräge und spirituelle Bücher. Man muss dazu sagen, dass hier allgemein
die Leute offener gegenüben alternativen Praktiken sind, die in
Deutschland wohl eher schief angeschaut werden würden. Die Yogastunden waren
für mich anfangs eher enttäuschend. Kein Sonnengruß, keine Anfangs- und
Schlussentspannung, eher wenige Asanas, stattdessen viele gymnastische
Vorübungen. Aber auch diese Art von Yoga ist immer noch besser als gar kein Yoga. |
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Der "Rìo claro", der durch Talca fließt, wird wegen seines Namens oft belächelt - es ist der vielleicht dreckigste Fluss Chiles, wie so mancher Einheimischer behauptet. |
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Im
Bild: "pepinos" - ganz genau, der gleiche Begriff, der für die
Salatgurke verwendet wird. Das Obst "pepino" schmecht ungefähr wie
Melone und liegt bei mir mehrmals pro Woche auf dem Frühstücksteller.
Andere neue Obst- und Gemüsesorten muss ich auch irgendwann noch
durchprobieren. Wie es in einer Agrarregion wie dieser nicht anders sein
kann, gibt es einen fast täglichen Markt, CREA, auf dem die "Huesos" aus der
Region ihre Produkte an den Mann bringen. Obst und Gemüse ist übrigens
das einzige, was in Chile preiswerter zu haben ist, als in Deutschland.
Milch z.B. kostet das Doppelte. |
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Ein waschechter "Hueso" mit Poncho zu Ross ist im Straßenverkehr
immer mal wieder zu sehen. Mit "Huesos" sind die Bauern aus der Region
gemeint, die zum Beispiel im CREA ihre Produkte verkaufen, und deren
extremen Dialekt ich nun wirklich nicht verstehe. |
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Etwas
außerhalb vom Zentrum stolpert man auch immer mal wieder über ärmere
Viertel, die fast wie Slums aussehen, und in denen die Kriminalität erhöht ist. Vor allem um Feiertage herum sorgen Jugendliche aus solchen
Zonen mit Raub und Diebstahl für Aufsehen. Eins davon liegt auch am Wegrand zur Uni bzw. zum Sutdentenviertel, wo regelmäßig die
"carretes" (Partys) stattfinden. Deswegen, und auch sonst in der Stadt,
ist es ratsam, auch für kurze Strecken nachts immer das Taxi zu nehmen.
Auch wenn im chilenischen Fernsehen eine Bluttat der anderen folgt, und
sexueller Missbrauch, Kreditkartenmanipulation und verjährte Erdbebenfolgen jeden Tag berichtet werden, ist es im Alltag aber doch nicht so wild, wie
man es vielleicht annehmen könnte. |
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Was
allerdings wirklich etwas gruselig ist, sind die vielen Gedenkstätten
am Straßenrand. Und irgendwie ist das kein Wunder, wenn man sieht, wie
die Chilenen die Kurven nehmen. Angeblich wird Ende des Jahres eine neue
Führerscheinprüfung nach deutschem Vorbild eingeführt. Man kann nur
hoffen, dass es was bringt! |
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Auch die Fahrer der "Mikros" (so werden die Kleinbusse genannt, die das Verkehrsnetz bilden) fahren oft wie die Henker.
Dafür kennen sie nsich in Talca gut aus. Einen Fahrplan oder ein
Streckennetz, wie in Deutschland üblich, sucht man in Talca leider
vergeblich. Das heißt, man muss sich durchfragen, welcher Bus einen
wohin bringt. Das wäre nicht so schlimm, wenn einen die Chilenen aus
Höflichkeit nicht eher Quatsch erzählen würden, als zuzugeben, dass sie keine Ahnung
haben. Deswegen hab ich mich
auch schon zweimal ordentlich verfahren. Seitdem meld ich mich immer
direkt beim Fahrer, dass er mich bitte am richtigen Punkt rauslassen
soll. In Situationen wie diesen vermisse ich die deutsche
Organisiertheit. Die Einheimischen wissen zwar alles von Haus aus, auf
Touristen ist die Stadt einfach nicht ausgelegt. |
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Wo
Talca an kulturellen Highlights wenig zu bieten hat, werde dafür
ständig irgendwelche Feste gefeiert. Im Bild eine Feier zu "Monat des
Kinds" im August, zu dessen Anlass die Bürgermeisterkandidaten jedes
Wochenende eine Art Volksfest für die Familien geschmissen haben. Am Wochenende meiner Ankunft hier wurde das "Fest des toten Schweins" ("Fiesta de chancho muerto") gefeiert.
Und im September kommen die "Fiestas Patrias", in denen alle Chilenen
zum Nationalfeiertag fast eine Woche frei haben. Schon seit Wochen
freuen sich alle darauf. Angeblich wird da vor allem gegessen (viele
Empanadas) und getrunken, tagelang. Naja, ich werd die Zeit
wahrscheinlich eher für eine Reise nutzen. |
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Typisch für September und die Fiestas Patrias sind auch die Drachen, die die Kinder hier schon im August fleißig steigen lassen. Verkauft werden sie an jede Ecke. |
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Wenn
man den Río Claro überquert hat, kann man den "Hügel der Jungfrau"/
"Cerro de la Virgen" besuchen. Nach ca. einer knappen Stunde Aufstieg
gelangt man zur Marienstatue und erhält bei nebelfreiem Wetter einen Blick über ganz Talca mit den schneebedeckten Anden im Hintergrund (s.o.). Meine "Wandergruppe", hier in Szene gesetzt, bestand vor allem aus Mit-Austauschstudenten. (Ich bin die, die in etwa unter der chilenischen Fahne steht.) |
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Die
Marien- und Heiligenverehrung ist in Chile stark ausgeprägt. Es
scheint, als gäbe es auf den meisten Hügeln eine große Marienstatue mit Blumen und Dankestafeln,
unweit davon auch meist ein Kreuz. In Kirchen findet man neben Heiligenstatuen, an denen ebenfalls unzählige Dankestäfelchen
angebracht sind, zu meiner
Überraschung auch oft eine chilenische Flagge.
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Straßenhunde gibt es auch in Talca unzählige, fast mehr als Santiago. Gern jagen sie kläffend anfahrenden Autos hinterher, was an Straßenkreuzungen oft gefährlich anzuschauen ist. Und auf dem Fahrrad macht es auch keinen Spaß, von ihnen gejagt zu werden. Ansonsten lassen sie einen aber in Ruhe und bringen eine ganz eigene, lebendige Atmosphäre in den Alltag. |
Auch in der Uni werden die Kurse von so manchem Straßenhund besucht. Mehr zum Studieren in Talca findet ihr bald im nächsten Post...
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