Mittwoch, 5. Dezember 2012

Constitución

 

Im Bummelzug fuhren wir also los...
Eine dreistündige Fahrt im Bummelzug entfernt von Talca liegt die Hafenstadt Constitución, für einen Wochenendausflug an den Pazifik perfekt. Schon im August hat uns (eine Gruppe von acht Austauschstudenten aus Deutschland, Spanien und Frankreich + mein chilenischer Nachbar Erick) der Ozean gelockt. Im Zug, der früh um 7.15Uhr abgefahren ist, haben wir dann alerdings schnell gemerkt, dass im Winter der Bus dem Zug, trotz herrlichem Ausblick auf die Landschaft vorzuziehen wäre. Zum einen war es noch lange dunkel oder dämmerig, zum anderen war es einfach eiskalt. Natürlich sind auch die Züge in Chile nicht beheizt und nach drei Stunden Sitzen hatte ich noch eine ganze Weile gefühlte Eisklumpen statt Füße. Der Anblick von Strand und Meer hat das aber ganz schnell wieder wett gemacht. Auf dem Spaziergang zum Strand gibt es in Constitución nicht viel zu sehen, da die Stadt 2010 heftig vom Erdbeben bzw. vom Tsnumai getroffen wurde. Auch ohne den Ort zu kennen, ist es ein merkwürdiger Anblick, die ganze Stadt noch im Wiederaufbau zu sehen. Die Stadt wurde von der 15 Meter hohen Tsunamiwelle fast komplett zerstört, hunderte Leute ließen auf tragische Weise ihr Leben. Nachdem nämlich die Tsunamiwarnung für diesen Tag von der Regierung fälschlicherweise wieder zurückgerufen wurde, blieben die Bewohner in der Stadt bzw. kehrten aus der Evakuierungszone zurück - ein tragischer Fehler. Am Tag des Tsunamis gab es außerdem ein Sommerfest auf einer kleinen Halbinsel in der Stadt, an dem viele Familien teilnahmen. Heute erinnern unzählige Kreuze an die Verstorbenen, darunter viele Kinder. Das Epizentrum des Erdbebens lag nur ca. 60km von Consitución entfernt. Nur wenige, wie eine Nichte Marias, konnten sich auf einen anliegenden Berg retten. Trotzdem sagen mir Chilenen immer wieder mit einem Augenzwinkern, nach Deutschland würden sie nicht wollen, das sei ja langweilig so ohne Erdbeben, Vulkane, giftige Tiere, und andere Naturgewalten.
Es bleibt also zu hoffen, dass in den nächsten Jahren (und ganz besonders im nächsten halben Jahr! ;)) kein großes Erdbeben auf Chile zukommt. Die kleineren Temblores, die ich bis jetzt mitbekommen habe, sind nicht weiter schlimm. Für einen Schreckmoment fühlt es sich so an, als befände man sich auf einem schaukelnden Schiff. Nach ein paar Sekunden ist der ganze Spuk dann auch schon wieder vorbei. 

Am Strand widerum gab es keine Anzeichen von der Verwüstung und wir haben den Ausflug an den Ozean trotzdem sehr genossen:


...wie so oft boten Hausmütter unterwegs Verpflegung wie selbstgemachtes Brot, "Tortillas", an.
Noch begehrter dagegen war der heiße Tee
In der Stadt war in manchen Teilen noch deutliich von der Zerstörung durch den Tsunami zu merken


Tsunami-Evakuierungswege sind ausgeschildert.



Die Bilder vom Pazifik sprechen wohl für sich













Auf dieser Insel verstarben etliche Feierende am Tag des Tsunamis. Immer noch erinnern ca. 60 Kreuze an das tragische Ereignis.



Und rückzu nach Talca fuhren wir dann im Bus - im Vergleich zum Bummelzug herrlich warm und bequem.

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