Mittwoch, 5. Dezember 2012

Fiestas Patrias/Chilenische Küche

Schon lange ging ihm sein Ruf voraus: der "Dieciocho" ("Achzehnte") ist das wohl groesste Fest Chiles. Gefeiert wird der Nationalfeiertag (am 18.9.1810 wurde die erste von der spanischen Krone unabhaengige Regierung proklamiert), und das ordentlich. Eine ganze Woche lang gehen die Feierlichkeiten, die vor allem in Essen (v.a. Empanadas und Grillfleisch pur) und Trinken (chicha, eine Art Wein und Pisco, nationale Spirituose in rauhen Mengen) bestehen. Sogenannte "Ramadas" und "Fondas" werden abgehalten, stadtfestaehnliche Zusammenkuenfte, auf denen man ausser essen und trinken auch Rodeo reiten oder Cueca tanzen kann.



Cueca ist der Nationaltanz in Chile, wobei mir hier klargeworden ist, was Volkstaenze eigentlich sein sollen. Jeder Chilene kann Cueca tanzen, und so kann auf Festen wie dem Dieciocho jeder mit jedem spontan loslegen. Hat mich echt beeindruckt, wie gesellig die Feiertage zelebriert wurden.



 
 
 
 
 
 
 

Und weil viele mich gefragt haben, was man in Chile so isst, hier ein kleiner Exkurs: Empanadas werden nicht nur zu den Fiestas Patrias verputzt, sondern sind auch in jede Baeckerei zu haben. Die traditionelle Fuellung der gebackenen oder frittierten Teigtaschen nennt sich "Pino" und besteht aus Rindfleisch, viiielen Zwiebeln, Eiern, und einer Olive. Auch Empanadas mit Meeresfruechten gibt es, v.a. an der Kueste. Meine Lieblingsfuellung ist immer noch einfach Kaese. Ueberraschenderweise scheint noch kein Marketingexperte auf die Idee gekommen zu sein,  die Fuellung kreativ zu variieren. Bis auf seltene Faelle gibt es immer wieder die gleichen traditionellen Varianten.



Apropo Baeckereien: hier macht sich der deutsche Einfluss mal wieder bemerkbar. "Kuchen" und suesses Gebaeck gibt es reichlich zu kaufen, und die Chilenen fragen mich oft, ob in Deutschland nicht alle fett sind, wenn es dort so viel Brot und suesses Essen gibt. Ein typisch chilenisches Gebaeck ist Alfajor, eine Art Keks mit Manjar-Fuellung. Manjar ist karamellaehnlich und ist in Chile in etwa so beliebt wie in Deutschland Nutella. 



Und um die Gebaeckreihe noch zu vervollstaendigen, sei noch angemerkt, dass Chile das weltweit zweitgroesste Land im Brotkonsum ist, hoechstwahrscheinlich hinter Deutschland. Dass hier zum Fruehstueck und Abendbrot (Weiss-)Brot gegessen wird, war fuer mich eine der vertrautesten Gewohnheiten hier. Morgens gibts Butter und evtl. Ei dazu, abends Avocado und Tomate, oft auch Kaese und Schinken. Maria, meine "Gastmutti" backt und verkauft eine besondere Art Brot Zuhause: Churasca wird aus Mehl, Wasser, Hefe und Fett geformt und auf dem Grill vor dem Haus gebacken - eine Spezialitaet aus Talca. Maria verkauft ausserdem Salate, was fuer mich ein grosses Glueck ist. Jeden Tag gibts morgen und mittags zu allem reichliche Salate. Blattsalat, aber auch Brokkoli, Erbsen, Bohnen, Kartoffeln, Mais,...alles wird gemsicht und mit Zitronensaft, Salz und Oel serviert.

Ansonsten ist der Fitness-Trend eindeutig noch nicht nach Chile ruebergeschwappt. Die Chilenen essen gern und viel, und vor allem riesengrosse Menge an Fleisch. "Asados", also Grillfeste, gibt es Sommer wie Winter mit und ohne Anlass. Was daran das Besondere ist: es gibt wirklich nur Fleisch. Oft wird als Vorspeisse "Choripan" geboten, sowas wie Bratwurstbroetchen. Darauf folgt Fleisch, das in kleinen Haeppchen herumgereicht wird. Kein Brot, kein Salat, keine Kartoffeln, kein Reis. Einfach nur Fleisch. Vegetarier haben hier einen schweren Stand, und bekommen Huehnchen oder Fisch serviert (ist ja kein richtiges Fleisch fuer Chilenen). Ganz beliebt sind auch die "Completos", eine Art Hotdog, die "komplettiert" werden mit Tomate, Avocado, Mayonese, Ketschup und Senf. Chilenisches Fastfood und After-Party-Snack. Ihr koennt euch vorstellen, wie froh ich bin, im "Salathaus" zu wohnen. :)

 

Eines der raren vegetarischen Gerichte, noch dazu typisch chilenisch, nennt sich "humitas" und besteht aus Mais. Eine Paste aus getrocknetem und pulverisiertem Mais wird in Maisblaetter eingewickelt und in Wasser gekocht. Eigen, aber lecker.



 
 
Bei so viel angrenzender Pazifikkueste ist es kein Wunder, dass es auch viele Fisch- und Meeresfruechtespezialitaeten gibt. Hier im Bild "Pollo Mariscal", also Huehnchen mit Meeresfruechten (man beachte die chilenische Vorliebe, jegliche Sorte totes Tier miteinander zu kombinieren - in allen vorstellbaren Varianten).



 
 
Allen Getraenken voran ist der chilensiche Wein Exportschlager und auch bei den Einheimischen beliebt. Preislich ist er erschwinglich, viele Weingueter kann man besuchen und sich die Herstellung mit eigenen Augen ansehen. Ansonsten ist Pisco, ein Weinbrand, der als "Pisco Sour" mit Zitronensaft oder als "Piscola" mit Cola gereicht wird, DAS Natioanlgetraenk. Und auch das "Terremoto" ist beruehmt-beruechtigt, weil es aus Weisswein, Grandine/Fernet und Ananas-Eis besteht und "Erdbeben" heisst, weil man danach so schoen schwankt. Allgemein trinken Chilenen erstaunlich wenig Wasser, das wohl als langweilig empfunden wird. Wer was auf sich haelt, trinkt Cola, Fanta oder Sprite, oder wenigstens Wasser mit Geschmack.

Es gäbe wohl noch viele andere Gerichte, wie Cazuelas (Fleischeintöpfe) oder Porotos (Bohnengerichte) zu erwähnen, aber ich hoffe, dass das als Einblick erstmal genügt. Und dem wer will, back ich nächstes Jahr gerne mal Käse-Empanadas in Deutschland!

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